Emotionale Erpressung – der unbemerkte Beziehungskiller
„Ich würde dir so etwas nie antun.“, „Wenn ich dir wirklich etwas bedeute, dann machst du das nicht.“ Wenn solche Sätze in einer Beziehung fallen, ist höchste Alarmbereitschaft geboten. Sie lassen sich in die Kategorie „Emotionale Erpressung“ einordnen und ihr einziger Sinn und Zweck ist es, dem Partner ein schlechtes Gewissen zu bereiten. Geht man darauf ein, sorgt das vielleicht kurzfristig für Harmonie, langfristig gesehen stellt ein solcher Umgang miteinander die Partnerschaft jedoch vor eine schwierige Zerreißprobe.
Beinahe die schwierigste Aufgabe im Umgang mit emotionaler Erpressung ist es, diese als solche überhaupt zu erkennen. Der Begriff selbst klingt nämlich alles andere als harmlos, weswegen oftmals übersehen wird, dass schon patzig formulierte Kommentare wie „Du hast dich nicht gemeldet, also bin ich dir egal“ darunter fallen. Im Gegensatz zur strafrechtlichen Erpressung muss der Partner also nicht unbedingt einen bestimmten Wunsch oder ein Ziel formulieren, das er erreichen will. Das Motiv, dem anderen ein schlechtes Gewissen einzureden, reicht völlig aus.
Hat man also erstmal erkannt, dass der Partner dazu neigt, diese Form von Erpressung anzuwenden, sollte man so schnell wie möglich daran arbeiten, um die Beziehung von dieser Belastung zu befreien. Grundsätzlich gilt, sich nicht auf diese Form von Gespräch einzulassen. Es hilft meist konkret zu fragen, was das genaue Problem sei und ob es vielleicht einen Konflikt gibt, der bisher unausgesprochen geblieben ist. Dies ist nämlich Ursache Nummer 1 für das Auftreten von emotionaler Erpressung. Keinesfalls sollte man dem Partner Recht geben und bei sich selbst die Schuld suchen. Hier hilft, über das Geschehene möglichst objektiv nachzudenken und sich eventuell eine zweite Meinung einzuholen. Hat man das Gegenüber wirklich in irgendeiner Form schlecht behandelt oder gibt es keine tatsächlichen Anhaltspunkte dafür? Schlussendlich gilt es also, mit dem Partner über diese Empfindung zu reden, um ihn dann darüber aufzuklären, dass mit dieser Taktik bei Ihnen grundsätzlich nichts erreicht werden kann.
Wer sich auf die emotionale Erpressung des Partners einlässt, schadet einer gesunden Beziehungsdynamik. Dies vor allem deshalb, da der gegenseitige Respekt verloren geht. Der Partner bekommt das Gefühl, er kann sich alles erlauben, ohne das eigene Verhalten reflektieren zu müssen.
Der richtige Umgang mit Erpressungen dieser Art ist also, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihre Sicht der Dinge und sagen Sie, dass Sie sich auf eine unfaire Weise unter Druck gesetzt fühlen. Häufig merkt der Erpresser gar nicht, was er seinem Gegenüber und der Beziehung mit diesem Verhalten antut.
Bin ich der emotionale Erpresser?
Gerade bei diesem Thema sollte sich jeder darüber Gedanken machen, ob er vielleicht selbst gelegentlich zum Mittel der emotionalen Erpressung greift. Da dies in 90 % der Fälle unbewusst geschieht, führt diese Einsicht in der Regel auch zu einer tatsächlichen Besserung. Grundsätzlich bringt die Liebe des Partners für den anderen immer eine gewisse Machtposition mit sich. Diese kann sehr leicht ausgenutzt werden und die emotionale Erpressung ist sicherlich eine häufige Form davon. Da der Grundstein jeder Beziehung jedoch Vertrauen und Respekt zueinander ist, liegt es an den Partnern, diese nicht mit Spielchen dieser Art zu zerstören.